Rundbrief I-2020 an die Mitglieder und Nachfahren der Familie v. Karstedt

I. Bericht zum Stand Restaurierung Grabdenkmal v. Karstedt/Kaltenhof:

Im Jahr 2019 gab es etwas Hin und Her bezüglich der Restaurierung und Aufstellung des Grabmals Landrat v. Karstedt in Klein Linde, geplant auf dem kleinen Friedhof hinter der Kapelle, die inzwischen ja eine sanierte Außenhülle hat. Nun soll mit Fördermitteln (obwohl zwischenzeitlich auch der Verkauf der Kapelle samt Friedhof im Raum stand) der weitere Ausbau der Kapelle sowie die Restaurierung des Grabmals des Christian Dietrich Ferdinand v. Karstedt vorgenommen werden. Die Antragstellung jedoch zieht sich immer noch hin und ist wohl aus welchen Gründen auch immer erst in diesem Jahr vorgenommen worden, soweit mein Wissensstand. An Mitteln vorhanden sind 1.200,- €, die von Margrit v. Karstedt an mich überwiesen wurden und die zu 1.800,- € ergänzt sind (vorhandene Mittel aus vergangenen Jahren, gesammelt bei den Treffen). Die sind Herrn Guhr (Restaurator), dem es leider gesundheitlich in der Zwischenzeit nicht gut ging, angekündigt. Weitere eingesammelte 100,- € sind bei Margrit v. Karstedt noch für Notfälle vorhanden. Ich erhielt jetzt Nachrichten von der Unteren Denkmalschutzbehörde (Herr Gordon Thalmann) und Herrn Lutz Lange (Eigentümer Kapelle Kl. Linde), jedoch noch ohne konkrete Ankündigungen. Ich habe mit Herrn Guhr aber abgesprochen, dass er einen weiteren Restaurierungsschritt vornimmt, da man nicht weiß, ob aus der ganzen Geschichte überhaupt etwas herauskommt.

II. Interessante Fundstücke:

A.) Unter der Seite www.museum-digital.de fand ich beim Stöbern die Abbildung eines Glaspokals mit den Initialen A. R. v. K. Man hatte diesen der Familie v. Klitzing zugeordnet, fand aber niemanden mit den Initialen. Das war auch nur zu verständlich, da es sich nur um Adam Reimar von Karstedt handeln konnte. Auch das Wappen selbst gibt einen Hinweis, warum es kein Klitzingsches sein kann. Ich mache hier einmal eine Wissensabfrage und bin gespannt, wer es herausbekommt. Allerdings ist das Wappenfeld auch falsch schraffiert, wer ganz gut ist, kann die Sache auch herausbekommen. Suchen sollte man auf der Seite aber nicht nach Karstedt, da findet man nur die Erwähnung des Bildes der Maria Margarethe v. Karstedt aus Heiligengrabe, das wir bei einer Führung einmal besehen haben und das dabei als „die alte Tante“ betitelt wurde, leider noch keine Abbildung. Auch findet man den Pokal auch immer noch neben der Bezeichnung v. Karstedt fälschlich unter dem Namen Klitzing, trotz meines Anschreibens.

Hier der Text (aber erst nach dem Rätsellösen lesen, die Links funktionieren nicht, da die Objekte wohl inzwischen verschoben wurden):

Sehr geehrte Damen und Herren, unter folgendem Link bei museum digital

https://nat.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=733668&cachesLoaded=true

finden sich Abbildungen eines Wappenpokals: Pokal mit Wappen derer von Klitzing.

Dass das Monogramm auf dem Pokal nicht aufgelöst werden kann, ist verständlich, es handelt sich hier nicht um ein Mitglied der Familie v. Klitzing, sondern um Adam Reimar von Karstedt, Mitglied einer wappenverwandten Familie. Der Irrtum kommt sicher durch die falsche Schraffierung des Schildes zustande, das gepunktete Feld steht für die Farbe Gold/Gelb. Die Karstedts führen ein silbernes Feld mit roten Tartarenmützen. Dieses Wappenbild hat sich aber aus Eisenhüten entwickelt, wie sie die Familie v. Ketelhodt oder v. Wendt noch führen. Bei den Karstedts scheint sich das wie bei den ebenfalls in der Prignitz ansässigen Familien mit gleichem Wappenbild, den Klitzings, Konows und Wittstrucks dann später zu den sogenannten "Tartarenhüten" umgewandelt zu haben.

Unter diesem Link finden Sie bei Museum digital das älteste bekannte Siegel der Familie v. Karstedt, eine Verkaufsurkunde, datiert Perleberg 1315:

https://nat.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=182419&cachesLoaded=true

Auf meiner Webseite www.gens-prignitz.de finden Sie unter dem Punkt Projekte einen Artikel zur Familie v. Karstedt auf Kaltenhof, dazu folgende Angaben zu Adam Reimar v. Karstedt: Adam Reimar, auf Fretzdorf und Christdorf, * Kaltenhof 26.10.1708, +Kaltenhof in der Nacht vom 17. zum 18./# 20.6.1763 (Schlagfluß), oo 1760 Sophie Henriette Sebald, Witwe seines Bruders Christian Ernst v. Karstedt (VIIa.), 1740 Rittmeister, 1750 Major, 1756 Obristleutnant a.D.

Er war Angehöriger des Regiments Gens d'Armes und erbat 1756 den Abschied. Quelle: "Neue Genealogisch-Historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten ..." 85. Teil, Leipzig 1757. Ein Portrait von ihm existiert auch noch in der Familie v. Karstedt.

Hier die Blasonierung des Wappens: In Silber 3 (1, 2 aber auch 2, 1) silber-gestulpte rote Tartarenmützen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Mann in rot-silber geviertem Rock mit Ärmeln von gewechselten Farben, auf dem Haupt eine Mütze wie auf dem Schild (Quelle: Gotha A Band XV, 1979), der rot-silberne Rock wird manchmal auch schwarz-silber und dann mit weißer Schürze dargestellt.

Man kann anhand der Helmfigur die Wappen der Klitzings und der Karstedts unterscheiden. Bei den Karstedts stemmt der wachsende Mann die Arme in die Seiten, bei den Klitzings wird der wachsende Mann mit Armstümpfen dargestellt.

Es würde mich freuen, wenn Ihnen das weiterhilft.
Mit freundlichen Grüssen
Michael Brusche

 

B.) Wie mit dem Link oben unterlegt, findet sich auf Museum digital auch die älteste Abbildung des Karstedt-Wappens. Als Suchbegriff sollte man wählen Siegel Karstedt, da tauchen der Pokal und u. a. eine Verkaufsurkunde der Gebrüder von Karstedt aus dem Jahr 1315 auf, an der noch ein Wachssiegel hängt. Wer gute Augen hat, erkennt die ursprüngliche Form der Eisenhüte.

C.) Der altmärkische Verein für vaterländische Geschichte zu Salzwedel hat vor einigen Jahren eine Datenbank begonnen zu historischen Grabmälern in der Altmark unter folgendem Link (sollte der nicht funktionieren, dann suchen unter Datenbank historischer Grabmäler in der Altmark oder über die Seite des Vereins): www.altmarkgeschichte.de/platten_db/index_vs.php.

Hier findet sich ein Grabstein der Maria Magdalena von Bertkow, gestorben 1740. Sie ist eine Tochter des Stiftshauptmanns (Heiligengrabe) v. Bertigkow/Bertikow/Bertkow, der mit Eva Margarethe v. Karstedt verheiratet war. Das Wappen Karstedt auf diesem Grabstein ist sehr originell, mit Mützen, die diesmal tatsächlich Schlafmützen ähneln.

Dann der Grabstein des Adam v. Krusemark, hier links auf der Schwertseite das Wappen v. Karstedt als zweites von oben, in der Form mit den Eisenhüten sowie auf dem Grabstein des Erdmann v. Krusemark, hier ist es aber nicht zu erkennen, weil die Aufnahme überblendet ist. In diese Familie hatte Lucia v. Karstedt (Ehestiftung 1602 mit Bruno von Krusemark) eingeheiratet, Tochter eines Achim, der wohl auf Rosenhagen/Groß Gottschow (nicht wie oft angegeben auf Kaltenhof oder sogar Fretzdorf) ansässig war und den ich noch nicht in Zusammenhang mit der bisherigen Genealogie setzen konnte. Dieser Familienzweig scheint die Form der Eisenhüte länger beibehalten zu haben.

 

III. Ein persönliches Anliegen meinerseits.

Bei den Führungen habe ich ja oft betont, dass ich Ihnen gern die Bedeutung der Familie v. Karstedt für die Geschichte der Prignitz deutlich machen wollte. Sicher ist es nicht die ganz große Geschichte, sondern die lokale, aber deswegen nicht minder wichtig. Leider ist es mir nicht gelungen, selbst mit dem Hinweis nicht, dass die Familie v. Karstedt durch die Kaltenhöfer eine ungebrochene Ansässigkeit nachweisen kann, was keiner sonstigen ehemals adligen Familie, die hier einst zuhause waren, geschehen ist. Gerade was die Überreste der Bedeutung der Familie angeht, ist es mir trotzdem noch einmal ein großes Anliegen, auch auf die Grabanlage in Fretzdorf hinzuweisen. Sicher kann man sagen, soll sich doch die Gemeinde darum kümmern, aber dann verliert man etwas Kostbares, denn die Gemeinde ist mit einem solchen Projekt überlastet und außerdem fehlt da völlig die Verbindung. Die Grabanlage ist das Vermächtnis des Carl Otto Sigismund v. Karstedt an seine Nachfahren, ein Denkmal seiner Familie. Es geht nicht darum, zu fragen, was kostet das, sondern eher, was kann man tun, es zu erhalten. Eine Vorstellung zu bekommen, warum es errichtet wurde.

Vielleicht hilft hier einmal, um besser zu verstehen, eine kleine Aufgabe, die ich Ihnen stellen möchte, mit folgender Frage: Welchen Antrag stellte Carl Otto Sigismund von Karstedt in den 1850er Jahren im Preußischen Herrenhaus und wie wurde das erledigt? Dann kann man ihn und sein Verständnis der Familie und ihrer Bedeutung vielleicht besser verstehen.

Mein Cousin und ich sind ja auch zu spät auf die Familiengeschichte gekommen, die Grabanlage unserer Vorfahren in Abbendorf, gegründet von meinem Ur-urgroßvater Johann Friedrich Wolff, ganz typisch Eisengitter, Gedächtnisplatten aus schwarzem Glas und Kreuzen aus Metall, ist den Friedhofssäuberungen der 1970er/1980er Jahre zum Opfer gefallen. Auf der Stelle befinden sich heute drei Doppelgräber. So haben wir nun die Grabstellen der Urgroßeltern und Großeltern gekauft als Gedenkorte für die Familie und deren Geschichte. Die Grabsteine sind Produkte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber es geht um das Gedenken an eine alte Familie des Dorfes. Aber was ist eine alte Familie?

Einige werden wissen, das die letzten Jahre für mich recht schwierig waren, man hat es sicher auch am Ausbleiben der Führungen gemerkt. Im Jahr 2017 begannen gesundheitliche Probleme, meinen Eltern das Leben schwer zu machen. 2018 starb dann mein Vater, zu dem ich leider kein gutes Verhältnis hatte und ich hatte sehr damit zu tun, nie mehr zu erfahren, warum er keine Verbindung zu mir hatte. Meine Mutter mußte ich Anfang 2019 in ein Heim geben, weil sie sich auf den langen Weg in die Demenz gemacht hat. Auch das ein Abschied und es hat mich alles sehr belastet. Um es besser zu verarbeiten, versuchte ich, aus meiner Mutter so viel wie möglich herauszulocken, um sie besser zu verstehen, was um so leichter geht, als die Demenz ihre Mauern niederreißt, die sie um sich errichtet hat. Und so sprach sie auch einmal sinngemäß davon, dass sie ja aus einer alten Familie stammt und dass diese Familie keine alte mehr ist, weil man nicht mehr über sie spricht. Und das ist es, worum es geht. Eine alte Familie muss verankert sein, Gegenstand des Interesses. Und es gibt auch andere Familien, ich selbst weiß das, weil die Brusches eine Familie sind, die dem ständigen Vergessen unterliegt. Im Herzogtum Posen, in Breslau, wo sie lebten, haben sie keine Spuren hinterlassen, geschweige denn, dass sie irgendwie erwähnenswert waren. Auch nach dem ersten und zweiten Weltkrieg vertrieben, sind sie immer wieder auf Wanderschaft gegangen. An sie erinnert wenig, da sie auch sehr oft anonym beerdigt werden und ein Gefühl von Heimat nicht besitzen, die letzten eben mein Vater und mein Onkel, der in diesem Jahr starb. Ein Kennzeichen dieser Familie ist auch, dass sich die Familienmitglieder überhaupt nicht nahestehen oder sich als Familie begreifen, mein Vater und mein Onkel sprachen über 20 Jahre nicht mehr miteinander.

Vielleicht muss ich mich aber auch bei Ihnen entschuldigen, denn die Karstedts sind ja nun seit einigen Generationen an ihren jeweiligen Heimatorten ansässig und das ist dann eben nun der neue Lebensort. Es sind neue Verwurzelungen entstanden und mit dem Alten ist es eben vorbei. Wenn ich also immer zu sehr gedrängt habe, dann tut es mir leid und ich entschuldige mich dafür.

 

IV. Trotzdem möchte ich noch kurz gern ein neues Thema ansprechen: Im nächsten Jahr jährt sich zum 750. Mal die Erwähnung des Namens v. Karstedt als Familienname. Sie erinnern sich: 1271 wird Reinoldus de Karstede in einer Urkunde als Zeuge erwähnt. Sicher gibt es die Familie schon länger, da der Familienname ja auf eine Herkunft aus der Altmark hinweist. Das wäre doch ein sehr schöner Anlaß, einen Familientag zu planen, vor allem auch mal die jüngeren Generationen einzubeziehen und zu versuchen, so viele Nachfahren wie möglich anzusprechen. Denn das ist das Kapital einer Familie, viele Individuen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Interessen. Die Planung vor Ort kann gern ich übernehmen, möglich wären z. B. Kaltenhof als Stammort, Wittstock (Ausstellungsort der Urkunde und Nähe zu den dortigen Verwandten) oder Rühstädt, wo ich in unseren Garten einladen würde, den ja einige schon kennen. Das ist aber nur eine Anregung von mir, ich würde bei Nichtinteresse die Sache auch nicht weiter verfolgen.

 

Zum Schluss noch etwas Schönes: Georg und ich haben in Bad Wilsnack am 22.5. diesen Jahres geheiratet, leider durch Corona bedingt, nicht wie geplant in Heidelberg, wo Georgs Familie lebt, mit denen wir feiern wollten. Sondern eben ganz still hier in der Prignitz, wo dann auch Corona-verschoben im nächsten Jahr die kirchliche Hochzeit in meiner Taufkirche in Abbendorf stattfinden soll.

 

Zuletzt wünsche ich allen, gesund zu sein und zu bleiben, herzliche Grüsse

 

 

Michael Brusche